Veranstaltung: | 51. Bundesmitgliederversammlung |
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Tagesordnungspunkt: | 5.2. Weitere Anträge |
Antragsteller*in: | Links-Grüne Liste Bonn (dort beschlossen am: 10.04.2025) |
Status: | Eingereicht |
Eingereicht: | 11.04.2025, 13:18 |
A1: NAMs in die Hochschullehre!
Antragstext
New Approach Methodologies (NAMs), d. h. tier(versuchs)freie Methoden wie In-
Vitro- oder In-Silico-Modelle, also Forschung an Zellen und Geweben, „Tissue
Engineering“ (Gewebezucht) oder Computermodelle werden in der Industrie immer
mehr eingesetzt und stoßen bei Studierenden auf großes Interesse. Ein weiterer
immer wichtiger werdender Bereich ist die patientenbasierte Forschung. Nicht nur
das Tierleid, sondern auch die Übertragbarkeit der Forschungsergebnisse führen
zu dieser Nachfrage.
Der große Innovationsschub, gerade bei der Weiterentwicklung vorhandener
Methoden und der Entwicklung völlig neuer, wird jedoch durch den Lock-In-Effekt
eines über Jahrzehnte auf Tierversuche ausgelegten Lehr- und Forschungsbetriebs
ausgebremst. Tierversuche aus dem Tierschutzgesetz auszunehmen, wie von der
neuen schwarz-roten Bundesregierung beabsichtigt, lehnen wir in diesem Rahmen
entschieden ab.
NAMs werden im Moment, wenn überhaupt, erst vereinzelt ab dem Master- oder
Doktorand*innen-Niveau gelehrt. Länder wie die USA ermöglichen hier weitaus
mehr. Hinzu kommen bürokratische Hürden bei der Anerkennung/ Validierung der
Methoden, Vorprägungen in der wissenschaftlichen Publikationspraxis und in der
finanziellen Forschungsförderung, was die Freiheit der Wissenschaft, Forschung
und Lehre genauso wie der Berufswahl im Bereich NAMs stark einschränkt und den
Hochschulstandort Deutschland benachteiligt.
NAMs brauchen also als Zukunftstechnologien – wie es der ehemalige Dekan der
Charité, Axel Radlach Pries, ausdrückte – einen ähnlichen Paradigmenwechsel wie
die erneuerbaren Energien (Vgl.: https://www.faz.net/aktuell/wissen/leben-
gene/ein-berliner-institut-fuer-alternative-zu-tierversuchen-15260615.html).
Mit einem Abbau der benachteiligenden Hürden, groß angelegten
Unterstützungsprogrammen (auch in der Grundlagenforschung) und 1R- (Replacement)
statt 3R-Zentren kann das gelingen.
Wir wünschen uns NAMs in der Lehre aller einschlägigen natur- und
agrarwissenschaftlichen sowie medizinischen Studiengänge (Biologie,
Biotechnologie, Biochemie, Bioinformatik, Neurowissenschaften, Pharmazie,
Toxikologie, Humanmedizin, Zahnmedizin, Veterinärmedizin, Medizintechnologie,
Psychologie, Ernährungswissenschaften, Agrarwissenschaften u. ä.). Da die
Bedarfe je nach Fach sehr unterschiedlich sind, kann es sich dabei um Wahl- oder
Pflichtfächer zu vorhandenen Methoden und Methodenentwicklung handeln, um
einzelne Module oder um eigene Bachelor- und Masterstudiengänge. Uns ist
wichtig, dass sie bereits in allen relevanten grundständigen Studiengängen
vorkommen und Forschende dafür gewonnen werden, Lehrveranstaltungen anzubieten.
Auch mehr Kooperationen mit technischen Studiengängen und der Industrie halten
wir für sinnvoll.
Wir fordern die neue Bundesregierung und alle Landesregierungen auf, den Ausbau
von NAMs strategisch und finanziell zu unterstützen.
Innerhalb von Campusgrün und in Zusammenarbeit mit dem freien zusammenschluss
von student:innenschaften (fzs) werden wir unter Koordinierung des neues
Bundesvorstands zudem zusammentragen, auf welche Art und Weise NAMs (ihre
Methoden und Methodenentwicklung) schon in die Lehre an der jeweiligen
Hochschule eingebunden werden. So geben wir Studierendenschaften Best-Practice-
Beispiele an die Hand, um NAMs bei ihnen vor Ort zu befördern und
Wissenschaftler*innen, die schon mit und an NAMs forschen und lehren, an die
Universitäten zu holen. Perspektivisch sollen Methoden und Methodenentwicklung
von NAMs vor allem in den grundständigen Studiengängen als fester Bestandteil
der Lehre etabliert werden – je nach Bedarf des Faches als Wahl- oder
Pflichtfach, als Modul oder als eigener Bachelor- oder Masterstudiengang.
Hierzu listen wir nachfolgend einige gute Beispiele auf.
Aus der Industrie:
Von Hochschulen/ Instituten:
Von Start-Ups/ gemeinnützigen Organisationen:
Aus dem Bereich „Ernährung“, denn auch hier werden Anleihen aus der
Zellforschung und dem „Tissue Engineering“ genommen und viele Start-Ups und
Forschungskooperationen entstehen:
Begründung
Eine ähnliche Initiative wurde vor ungefähr einem Jahr schon mal vom Bonner AStA-Referat für Ökologie gemeinsam mit Campusgrün und dem fzs angestrengt, führte aber zu kaum Erfolgen, weshalb ein Neustart versucht werden sollte.
Die Bundesvorstände von fzs und Campusgrün (und gerne auch von weiteren bundesweiten Zusammenschlüssen von Studierenden) sollten vor allem die Kommunikation dieses Papiers an Studierendenschaften koordinieren, um von ihnen NAM-Erfahrungswerte und -Wissenschaftler*innen zusammenzutragen. Diese können gerne weiterhin an oeko@asta.uni-bonn.de gesendet werden. Auch darüber hinaus kann das weiterhin von der Links-Grünen Liste Bonn besetzte Ökologie-Referat die Aktion steuern.