Veranstaltung: | 51. Bundesmitgliederversammlung |
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Tagesordnungspunkt: | 5.2. Weitere Anträge |
Antragsteller*in: | CampusGrün Münster (dort beschlossen am: 02.05.2025) |
Status: | Angenommen (einstimmig) |
Antragshistorie: | Version 5 |
A8: Queere Bildungspolitik an Hochschulen fördern und strukturelle Diskriminierung bekämpfen!
Antragstext
Die 51. Bundesmitgliederversammlung von CampusGrün möge beschließen:
"Die Bundesmitgliederversammlung von CampusGrün fordert die flächendeckende
Implementierung einer progressiven und queeren Bildungspolitik an deutschen
Hochschulen. Wir setzen uns für einen umfassenden Maßnahmenkatalog ein, der
strukturelle Diskriminierung Stück für Stück bekämpft und die Gleichstellung
aller Geschlechter und sexuellen Identitäten an Hochschulen gewährleistet.
- Verbindliche Antidiskriminierungsstellen: Alle Hochschulen müssen
Antidiskriminierungsstellen mit eigenem Budget, Personal und
Entscheidungskompetenzen etablieren. Diese sollen ein niedrigschwelliges
Beschwerdemanagement, proaktive Präventionsmaßnahmen und Beratungsangebote
für von Diskriminierung betroffene Personen bereitstellen.
- Quotierung aller Stellen und Professuren: FLINTA*-Personen sind in
akademischen Führungspositionen massiv unterrepräsentiert. Wir fordern
eine Quotierung auf allen Ebenen der Hochschule, insbesondere bei der
Vergabe von Professuren. Diese Maßnahme ist nicht nur aus Gründen der
Gerechtigkeit geboten, sondern auch für qualitativ hochwertige
wissenschaftliche Arbeit durch diverse Teams unerlässlich.
- Gendergerechte Sprache: In der Lehre sowie in Studienleistungen und
wissenschaftlichen Arbeiten muss gendergerechte Sprache allen Studierenden
nahegelegt und da, wo möglilch, verpflichtend werden. Hochschulen sollen
durch klare Positionierung dafür Sorge tragen, dass sprachlich alle
Menschen über binäres Geschlechterdenken hinweg adressiert werden, da
Sprache Wirklichkeit schafft.
- Quotierung studentischer Gremien: Listen, die mehrheitlich cis-männliche
Kandidaten aufstellen, sollten bei Wahlen studentischer Gremien nicht
unkommentiert bleiben. Hochschulgruppen mit nicht-quotierten Listen müssen
zumindest eine Begründung vorlegen. Zusätzlich fordern wir gezielte
Empowerment- und Awareness-Programme, um die hochschulpolitischen Gremien
zu einem Ort zu machen, an dem sich FLINTA* wohlfühlen und engagieren
wollen.
- Kostenfreie Periodenprodukte: Alle Hochschulen müssen auf sämtlichen
Toiletten in allen universitären Gebäuden ausreichend kostenlose
Periodenprodukte zur Verfügung stellen, um Periodenarmut zu bekämpfen und
alle menstruierenden Studierenden zu unterstützen.
- Sensibilisierung in der Lehramtsausbildung: Insbesondere in
Lehramtsstudiengängen müssen Veranstaltungen zum Umgang mit queeren
Personen im Schulkontext verpflichtend Teil des Studiums werden.
Schüler*innen verdienen Lehrkräfte, die in der Lage sind, ein offenes,
inklusives und unterstützendes Umfeld zu schaffen. Unser Bildungssystem
ist einer der Orte, an dem wir ansetzen müssen, um künftige Generationen
zu sensibilisieren und langfristig gesellschaftlichen Wandel
voranzutreiben.
- Ausschluss diskriminierender Strukturen: Burschenschaften und Verbindungen
sind aufgrund ihrer diskriminierenden Strukuren nicht förderungswürdig.
Daher sehen wir die Universitäten in der Pflicht diese Gruppierungen nicht
weiter zu unterstützen und zu fördern.
Als progressive Organisation lehnen wir elitäre Männerbünde mit
nationalistischen, sexistischen und patriarchalen Strukturen entschieden
ab.
- Mentoring- und Empowerment-Programme: Hochschulen müssen mehr finanzielle
Mittel für Mentoring- und Empowerment-Programme bereitstellen, die
FLINTA*-Personen unterstützen. Besonders in MINT-Fächern und auf dem
wissenschaftlichen Karriereweg ist ein gezieltes Empowerment notwendig, um
Unterrepräsentation zu bekämpfen.
- Bildungsveranstaltungen zu Diskriminierungs- und
Unterdrückungsverhältnissen: Hochschulen sollen vermehrt
Bildungsveranstaltungen zu Diskriminierungs- und
Unterdrückungsverhältnissen anbieten und diese bei Bedarf in thematisch
passenden Fachrichtungen verpflichtend einführen, um institutionell
Kritik, Reformwille und Reflexionsvermögen zu fördern.
- Kulturelle Angebote mit queerer Perspektive: Kulturelle Angebote müssen
queere Perspektiven beinhalten und darauf ausgelegt sein, feministische
Perspektiven zu fördern. Insbesondere müssen solidarisch finanzierte
Angebote geschaffen werden (z.B. durch Kultursemestertickets), um
Studierenden kostengünstig oder kostenlos Zugang zu machtkritischen
Perspektiven zu ermöglichen.
Der Bundesvorstand sowie die Mitgliedsgruppen werden damit beauftragt diese
Forderungen in ihre politische Arbeit einfließen zu lassen und sie gegenüber
bildungspolitischen Akteur*innen zu vertreten, um Stück für Stück strukturelle
Diskriminierung zu bekämpfen.“
Begründung
Als grün-alternative Hochschulgruppen setzen wir uns besonders für queerfeministische Themen ein und fordern, dass diese sich in allen Bereichen des Hochschullebens widerspiegeln. Noch immer werden queere Menschen sowie FLINTA*-Personen diskriminiert. Unsere Hochschulen haben als Bildungsinstitutionen eine besondere Verantwortung, diese Diskriminierung aktiv zu bekämpfen und inklusivere Strukturen zu schaffen.
Die aktuelle Situation an deutschen Hochschulen ist nicht zufriedenstellend. FLINTA*-Personen sind in Führungspositionen und in bestimmten Fachbereichen massiv unterrepräsentiert. Queerfeindlichkeit, Sexismus und andere Diskriminierungsformen gehören leider zum Hochschulalltag vieler Studierender und Beschäftigter. Es fehlt an institutionellen Strukturen, die Betroffene unterstützen und präventiv gegen Diskriminierung vorgehen.
Eine progressive Bildungspolitik muss queere und feministische Perspektiven besonders fördern und berücksichtigen. Nur durch das Beleuchten dieser machtkritischen Perspektiven lassen sich Ungleichheiten und Unterdrückung langfristig überwinden. Die vorgeschlagenen Maßnahmen sind ein wichtiger Schritt, um strukturelle Diskriminierung an Hochschulen zu bekämpfen und gleiche Bildungschancen für alle zu ermöglichen.
Die Forderung nach Quotierungen ist dabei kein Selbstzweck, sondern ein notwendiges Instrument, um historisch gewachsene Ungleichheiten zu überwinden. Diverse Teams führen nachweislich zu besseren wissenschaftlichen Ergebnissen und fördern Innovation. Dass Quotierungen funktionieren, zeigen wir bei CampusGrün bereits erfolgreich in unseren eigenen Strukturen. Die Bereitstellung von kostenlosen Periodenprodukten sowie die verpflichtende Einführung von gendergerechter Sprache sind konkrete Maßnahmen, die unmittelbar zu einem inklusiveren Hochschulalltag beitragen können. Gleichzeitig adressieren wir mit der Sensibilisierung in der Lehramtsausbildung auch die zukünftige Bildungslandschaft und tragen so zu einem langfristigen gesellschaftlichen Wandel bei. Der Ausschluss von Burschenschaften und Verbindungen aus dem universitären Raum ist eine notwendige Konsequenz aus deren oft antidemokratischen, sexistischen und elitären Strukturen, die im eklatanten Widerspruch zu den Werten einer diversen und inklusiven Hochschule stehen.
Mit diesem Maßnahmenkatalog wollen wir als CampusGrün einen Beitrag zu einer gerechteren und diskriminierungsärmeren Hochschullandschaft leisten und unsere klare Position für queerfeministische Bildungspolitik verdeutlichen.
Änderungsanträge
- Ä6 (CampusGrün Münster (dort beschlossen am: 17.05.2025), Zurückgezogen)